Sind analoge und digitale Spiele das gleiche?

Auf den ersten Blick scheint dies leicht beantwortet zu sein. Ein analoges Spiel findet ohne einen Computer oder eine Spielkonsole statt, wobei ein digitales Spiel dies voraussetzt. Weitere vermeintlich typische Unterschiede, wie z.B. das Zusammensitzen an einem Tisch, finden sich nicht nur bei analogen, sondern auch einigen digitalen Spielen, z.B. beim gemeinsamen Konsolenspiel im Wohnzimmer.

Inzwischen tauchen auch Brettspiele auf, die einen kleinen Computer als Hilfsmittel nutzen und so Mischformen bilden. Wer wars^ ist beispielsweise ein Brettspiel, das eine kleine Box mit einem eingebauten Microchip als Kernmechanik nutzt. Und die beliebten Scene-It^ Spiele erfordern einen Fernseher und DVD-Player.

Unterscheidungshilfe: Rolle der Elektronik

Für ein digitales Spiel wird immer ein Computer oder eine Konsole, sowie ein Bildschirm und eine Eingabemethode benötigt, um mit der virtuellen Welt zu interagieren. Diese Gegenstände stehen dabei aber nicht im Mittelpunkt des Spiels, sie sind lediglich Werkzeuge um Spielen zu können. Viele Computerspiele können auf unterschiedlichen Geräten gespielt werden, z.B. PCs oder auch Konsolen. So kann man z.B. Call of Duty auf verschiedenen Plattformen spielen, doch das Spiel selbst verändert sich nicht.

Verwenden Real– oder Analogspiele einen Computer, so ist dieser ein zentraler Bestandteil des Spiels und nicht nur ein Werkzeug. Er stellt eine wichtige Mechanik dar, ohne die das Spiel nicht funktionieren kann. Würde man die elektronische Box bei Wer wars weglassen, fehlte ein wichtiger Teil des Spiels.

Überschneidungen der Spieltypen

Es gibt wiederum Titel, die in dieser Blickweise schwer zuzuordnen sind. Spiele wie Pokemon Go finden zwar im realen Raum statt, benötigen aber einen Computer (Smartphone) um gespielt zu werden. Hier ist das Handy gleichzeitig Werkzeug und wichtiger Teil der Mechanik.

Einige Spiele existieren in beiden Formen. Sie haben als analoges Spiel begonnen und sich später einer großen Beliebtheit im digitalen Bereich erfreut. Schach und Solitär sind Beispiele dafür.

Gegenüberstellung der Eigenschaften

Vorteile analoger Spiele

  • Regeln sind meist leicht zu verstehen
  • Kein Strom benötigt
  • Trainiert körperliche Fähigkeiten (Motorik)
  • Aufbauen, Erklären und Zusammenkommen sind ein kommunikatives und soziales Erlebnis

Nachteile analoger Spiele

  • Begrenzt auf die Gesetzmäßigkeiten der realen Welt
  • Raumbedarf (Spielfeld, aber auch Lagerung)
  • Begrenzte Anzahl von Spielern in der Nähe

Vorteile digitaler Spiele

  • Große Anzahl gleichzeitiger Spieler möglich
  • Räumliche Unabhängigkeit, mobil beispielsweise überall spielbar
  • Computer ermöglichen sehr komplexe Regelwerke (z.B. MMOs)
  • Audiovisuelle Erlebnisse und eintauchen in eine andere Welt sind leichter möglich

Nachteile digitaler Spiele

  • Strom, Hardware und Updates nötig.
  • Noch keine 100% Simulation der Realität möglich.
  • Es bleibt virtuell und ungreifbar (Langzeitarchivierung schwierig)

Interessanteres Spiel durch Mischformen und Erweiterungen

Eine Vermischung kann die Nachteile mildern. So wurden, gerade während Corona, viele typische Brettspiele online auf Entfernung gespielt. Dies kann das reale Erlebnis nicht ersetzen, löst aber Probleme wie die räumlichen Grenzen.

Die Erweiterung analoger Spiele um digitale Assistenten können Spielverläufe interessanter gestalten. Langweilige Arbeiten wie z.B. die Rolle einer Spielbank, die Spielgelder ausgibt, könnte z.B. durch einem Computer übernommen werden.

Vollständige Digitalisierung kann klassische Spielprinzipien um komplexere Regeln oder neue Eigenschaften erweitern. So ließe sich z.B. bei Monopoly die Anzahl der Häuser mit wenig Aufwand erhöhen oder verringern.

Zusammenfassung

Eine klare Unterscheidung von analogen und digitalen Spielkonzepten ist garnicht so einfach. Viele Spiele vermischen diese Felder, wodurch es schwer wird, generell zu differenzieren. Eine Einordnung danach, ob ein Spiel einen Computer als Mechanik oder Werkzeug einsetzt, hilft in den meisten Fällen aber das Spiel zuzuordnen.

Tim Greinus

Hallo, ich bin Tim und studiere an der Hochschule Kempten Informatik-Game Engineering. Meine Leidenschaft für Videospiele entdeckte ich schon lange vor meinen Teenager-Jahren. Aktuell arbeite ich an eigenen Projekten und bin als Tutor für den Bereich Game-Design und Game-Engineering tätig. Mein Traum ist es den Menschen das Medium Computerspiel näher zu bringen und ihnen dabei zu helfen, ebenfalls vielleicht in diese Branche einzusteigen.